0100101110101101.ORG

Niemand weiß, wer genau sich hinter dem Namen 0100101110101101.ORG verbirgt. Viel ist über dieses unorthodoxe Cyber-Gebilde gesagt und geschrieben worden: ihm wurde vorgeworfen, »nichts weiter als ein Dieb« zu sein, es wurde als »Medien-Dandy« und »Kultur-Terrorist« bzw. kurz und prägnant als »Scheiße« bezeichnet. Die Betreiber der Website sind die Urheber einiger der gelungensten Medien-Coups der letzten Jahre: zum Beispiel die Entwicklung und Verbreitung des Computer-Virus »biennale.py« am Eröffnungstag der 49. Biennale in Venedig und der berühmte Diebstahl der Kunst-Galerie Hell.com.
Ihr rätselhaftestes Werk, mit dem sie sich seit einigen Jahren befassen, heißt »GLASNOST« (Transparenz). Es ist ein fest installiertes, dauerhaftes Selbst-Überwachungssystem, das auf der Übertragung und Verbreitung einer riesigen Datenmenge beruht, die mit dem Privatleben der Website-Betreiber in Verbindung steht. Bei dem Projekt »life_sharing« begannen sie damit, jedem Internet-User den freien und uneingeschränkten Zugang zu ihrem Computerserver einzuräumen: die Software, das System, der Desktop, das Archiv, die Tools und sogar die privaten E-Mails sind öffentlich zugänglich. Mit Beginn des Projekts «VOPOS», das Teil von »GLASNOST« ist, tragen die Betreiber von 0100101110101101.ORG einen GPS-Transmitter, der mit Hilfe von Datenaustausch per Satellit ständig ihren genauen aktuellen Aufenthaltsort an ihre Website sendet. GLASNOST erforscht die Widersprüchlichkeit von Privatsphäre im Zeitalter der Informationstechnologie und stellt auf diese Weise dar, wie versessen die Gesellschaft darauf ist, persönliche Daten zu sammeln und zu archivieren.

(Quelle: http://0100101110101101.org)